Gesundheit
20.10.2025
Was macht einen Gesundheitsanbieter aus?
©
Teil 2: Die erweiterten Leistungen
Fitness-Studios, die sich im mittleren oder hohen Preissegmenent positionieren, bezeichnen ihr Angebot gern als gesundheitsorientiert. Der Begriff umfasst im Kern neben Physiotherapie, Standards auf der Fläche und bei der Betreuung auch Präventions- und Rehakurse. Andreas M. Bechler und Oliver Hofstätter zeigen in diesem Artikel auf, welche erweiterten Leistungen es als Gesundheitsanbieter gibt.
Ernährung
Ernährungsprogramme können in unterschiedlichen Arten in das Angebot eingebunden werden. Wie bei den meisten Zusatz angeboten kann auch hier zwischen einem Gruppenangebot und einem individuellen Angebot unterschieden werden. Auch in der Zielsetzung können diese variieren und ein Blick über den Tellerrand kann sich lohnen. Die Angebotsmöglichkeiten sind groß, von Ernährungsprogrammen bei Osteoporose, über Einkaufstrainings in Supermärkten bis hin zu Angeboten gegen die weitverbreiteten Zivilisationskrankheiten.
Ernährungsprogramme, ausgerichtet auf einzelne Krankheitsbilder statt dem gängigen Abnehmziel, können den eigenen Standpunkt als Gesundheitsanbieter deutlich unterstreichen und eine starke Abgrenzung gegenüber anderen Fitnessanlagen schaffen. Diese können sowohl als Privatleistung als auch zu Teilen über die Krankenkasse angeboten und abgerechnet werden. Gruppenkurse können als Präventionskurse angeboten werden und individuelle Beratungen können hierbei durch Ärzte verordnet werden. Die genauen Kriterien und Anforderungen lassen sich in der Anbieterqualifikation im Leitfaden Prävention nachlesen.
T-RENA
T-RENA bzw. die trainingstherapeutische Rehabilitationsnachsorge ist als ein Nachfolgeprogramm im Anschluss an eine Reha-Maßnahme gedacht. Die Patienten kommen dabei aus der entsprechenden Klinik und suchen im Anschluss bei sich vor Ort eine Möglichkeit, die angefangene Therapie fortzusetzen. Der Kostenträger übernimmt dabei zu Anfang 26 Trainingstermine vollständig, welche das durchführende Studio direkt mit diesem abrechnet. Neben einer anfänglichen Einweisung in die Geräte ist sowohl selbständiges Training als auch Gruppentraining Bestandteil.
Bietet man T-RENA im eigenen Studio an, schärft dies das eigene Profil als Gesundheitsanbieter natürlich ungemein. Der Kostenträger führt im besten Fall der Notwendigkeit von Training nun bewusste Patienten in die eigene Anlage zu, welche analog zu Rehasport und Präventionskursen die Chance für langfristige Kunden bieten. Dabei sollte man aber auch den Verwaltungsaufwand dieser Maßnahme nicht unterschätzen, welcher teils umfangreicher ist, als es im Rehasport der Fall ist.
Personal Training
Personal Training ermöglicht eine individuelle Betreuung des Kunden im regelmäßigen 1:1-Training, wie sie im normalen Studioalltag nicht möglich wäre. Die Trainer können dabei mit unterschiedlichen Schwerpunksetzungen die eigenen Kunden auf einem ganz anderen Level betreuen. Wichtig ist es aber immer, dass dem Kunden die Unterscheidung zwischen Flächenbetreuung mit Anamnese, Geräteeinweisung etc. und dem Personal Training auf der anderen Seite klar ist. Andernfalls wird dieser den Mehrwert für sich nicht erkennen können.
Richtig angeboten, kann Personal Training einen echten Mehrwert für den Kunden und ein weiteres bedeutendes Umsatzstandbein für das Studio bedeuten. Dabei unterstützt es nicht nur den Kunden bei der effektiveren Zielerreichung, sondern ermöglicht auch dem eigenen Personal, sich individueller mit einem Kunden beschäftigen zu können und kann im Endeffekt auch die Mitarbeiterzufriedenheit steigern.
Stressmanagement
Betrachtet man das Wort „Gesundheit“ in Gesundheitsanbieter aus einem ganzheitlichen Blickwinkel, fällt auf, dass die meisten Fitnessanbieter sich auf den Bereich der körperlichen Gesundheit spezialisieren und beschränken. Die mentale Gesundheit wird hierbei meistens außer Acht gelassen, obwohl statistisch gesehen jeder vierte häufiger Stressbelastung ausgesetzt ist. Spätestens seit Corona ist auch die mentale Gesundheit im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen, was durch einen Blick auf die Zahlen bestätigt wird. So ist die Anzahl an Personen, welche regelmäßig Yoga praktizieren, innerhalb von vier Jahren um 730.000 Personen auf insgesamt etwa 3,4 Millionen angestiegen.
Für Fitnessanlagen bieten sich im Bereich Stressmanagement meist Gruppenangebote an. Diese können als reguläres Angebot in den Kursplan integriert werden oder als Präventionskurse zusätzliche Einnahmen generieren. Von Yoga, Pilates, autogenem Training, Meditation bis zur Progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen sind die Möglichkeiten vielfältig. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Angebote geschickt in das Gesamtangebot mit eingebunden werden und hierfür gegebenenfalls auch ein eigener Raum mit passendem Ambiente zur Verfügung steht.
Fazit
Es hat sich gezeigt, dass ein echter Gesundheitsanbieter im Fitnesskontext mehr ist, als das bloße Angebot eines gesundheitsorientierten Trainings. Will man die eigenen Kunden ernsthaft und ganzheitlich betreuen, so müssen verschiedene Komponenten Hand in Hand gehen und den Kunden quasi auf eine Reise führen. Dabei sind die genannten Kernelemente die Basis des Angebots und können über die Komponenten der erweiterten Leistungen ergänzt werden.
Es bedarf auch einer korrekten und qualitätsorientierten Abbildung, damit die potenziellen Mehrwerte auch wirklich entstehen können. Eine passende Trainingsausstattung muss angeboten, das Personal intensiv und qualitativ geschult werden und der gesamte Auftritt passend über - arbeitet werden. Dies erfordert finanzielle und zeitliche Investitionen, welche sich aber in Zukunft sicher lohnen werden.
Literaturverzeichnis
Bechler, Andreas (2022): „Die Customer Journey eines Gesundheitsanbieters”, online abrufbar unter https://www.fibo.com/dede/blog/businesscareer/costumerjourney-eines-gesundheitsanbieters.html (Stand: 17.07.2024)
Bechler, Andreas (2022): „Sind Fitnessstudios eine Gefahr für FitnessApps?“, online abrufbar unter https://www.linkedin.com/pulse/sindfitnessstudios-eine-gefahr-f%25C3%25BCrfitness-apps-andreas-m-bechler/ (Stand: 10.09.2024)
Capelan, Ralf / Marx, Janosch / Hollasch, Karsten / Ludwig, Stefan / Gausselmann, Steffen / Kobel, Sarah (2024): Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft, Hamburg
Die Autoren
Andreas M. Bechler ist Autor, Berater, Dozent und Podcaster in der Fitnessbranche. Mit seinem Podcast ‚Hashtag Fitnessindustrie‘ verfolgt er das Ziel, einen Wissenstransfer zwischen den Interviewgästen und dem Zuhörer zum Nutzen der ganzen Branche zu ermöglichen. Aktuelle Trends und Entwicklungen sind ebenso Teil des Podcasts wie grundsätzliche strategische Fragen aus dem Tagesgeschäft von Fitnessanbietern. Kontakt zu Andreas: andreas@hahstag-fitnessindustrie.de
Oliver Hofstätter ist Personalberater, Personal-Trainer und Ernährungsberater. Als Personalberater unterstützt er unter anderem Unternehmen aus der Fitnessbranche bei der gezielten Besetzung von Fach- und Führungskräften, während er als Personal-Trainer und Ernährungsberater immer noch in der Fitnessbranche aktiv ist. Kontakt zu Oliver: hofstaetter@ criteria-personalberatung.de
‹ Zurück





02.12.2025
Fünf Trainingsstationen in einem System
01.12.2025
Fit ins neue Jahr mit HUR Trainingsgeräten
26.11.2025
Neue App ergänzt Proleos
24.11.2025
Wenn der Fuß Entlastung braucht: Der Fersensporn
